Bikemag 2013
CASCO SPEEDtime Test: Was macht einem professionellen Zeitfahren-Helm zu einem echten Gewinner?
Schaut man sich die Helme an, die vom Hauptfeld der Tour de France getragen werden, sind die Unterschiede zwischen Zeitfahrhelmen und „normalen“ Helmen mit aerodynamischen Eigenschaften immer kleiner. Sprinter verwenden selbst bei Sprints im Feld konische Helme, während wir gleichzeitig zunehmend kugelförmige Helme beim Zeitfahren sehen, im Gegensatz zu Früher, als beim Zeitfahren nur kegelförmige, aerodynamische Helme getragen wurden. Der kurze SPEEDtime Helm von CASCO, den wir bei den ungarischen Zeitfahr-Meisterschaft getestet haben, steht für den neuesten Trend. Die vielen winzigen Details eines solchen Zubehörs machen eine derartige Investition lohnenswert für einen Profi, bei dem jede Sekunde über Sieg und Niederlage entscheiden kann - ein nahezu perfekter Zeitfahren-Helm, trotz seines heftigen Preises.
Ich will an dieser Stelle nicht diverse Zeitfahr-Spezialausrüstung detailliert analysieren, um herauszufinden, wie viele Sekunden sie sparen können. Jedoch möchte ich ganz generell sagen, dass ich glaube, dass aus aerodynamischer Warte, ein Helm in den meisten Rennen ein entscheidenderer Faktor bei der Materialwahl ist als der Fahrrad-Rahmen...
Dies muss man im Vergleich sehen. Lassen Sie mich Ihnen ein einfaches Beispiel geben: betrachtet man die Front-Oberfläche eines Fahrers, der einem traditionellen Helm mit zahlreichen Öffnungen und eine klassische Radfahr-Brille trägt, (ganz zu Schweigen, ohne Brille)... durchbricht der Helm und das Gesicht des Fahrers die entgegenkommende Luft (und das mit einer deutlich größeren Fläche als ein Fahrradrahmen) und sorgt damit für viele unregelmäßige und damit bremsende Verwirbelungen. Im Vergleich dazu funktioniert ein durchschnittlich guter Zeitfahrhelm ähnlich wie die Front eines Flugzeugs. Nun vergleichen wir das einmal mit einem Fahrradrahmen: Wenn man mal außer Acht lässt, dass man sich offenkundig einen fürs Zeitfahren optimierten Rahmen mit aufs Zeitfahren ausgelegter Geometrie zulegen sollte, ist der Fakt, dass die Luft auf ein flaches Rohr-Profil anstelle eines normalen dünnen Rohr-Querschnitts – mit einer durchaus günstigen Aerodynamik– trifft, im Hinblick auf den Gesamt-Luftwiderstand nicht annähernd so wichtig, wie der Unterschied zwischen einem traditionellen Helm und einem Zeitfahren-Helm.
Dies bedeutet: Wenn ich mich für ein Zeitfahrrennen oder einen Triathlon vorbereiten müsste, wäre ein aerodynamischer Rahmen das letzte, wofür ich viel Geld aufbringen würde, mal abgesehen von der Tatsache, dass ein Rahmen natürlich auch entscheidende Sekunden liefern kann. Jedenfalls bringt der Helm mehr, genauso wie aerodynamische Laufräder (vor allem ein hinteres Scheibenrad bei günstigen Windbedingungen). Der größte Vorteil überhaupt bringt aber die Körperhaltung auf dem Rad, da sie den größten Einfluss auf die Größe der im Wind stehenden Fläche hat und damit auch den Luftwiderstand am meisten reduziert, wobei die Beinarbeit nicht wesentlich durch die Einnahme einer unbequemen Körperhaltung beeinträchtigt werden darf.
Natürlich werden wir in diesem Helm-Test keinen detaillierten Bericht zur Senkung Ihrer Position auf dem Rad geben, aber ich muss unbedingt erwähnen, dass die charakteristische Form des CASCO SPEEDtime den Fahrer mehr Freiheit einräumt, die eigene Körperhaltung zu variieren. Um ehrlich zu sein, halte ich nicht viel von Windkanaltests, die vermeintlich detailliert in den Hersteller-Katalogen beweisen, dass ein Produkt in irgendeiner Hinsicht das Beste ist. Allerdings ist es in diesem Fall logisch und der Test liefert den Beweis. Der CASCO SPEEDtime übertrifft aus folgenden Gründen konische Helme:
Konischer Helme sind natürlich sehr effizient, allerdings nur in einer Position. Große Helmhersteller und die international besten Rennfahrer arbeiten sehr eng zusammen, sodass die Helme praktisch maßgeschneidert für den Träger sind und die Körperhaltung des Fahrers perfekt im Windkanal auf einen bestimmten Helm angepasst ist. Ein konischer Helm bietet die besten Ergebnisse, wenn er sehr eng auf dem Rücken des Athleten aufsitzt. Das ist die Position, in dem er wirklich zielführend eingesetzt ist. Doch sobald der Fahrer seine Körperposition ändert, indem er beispielsweise etwas mit dem Kopf nickt, hebt sich hinten die Spitze vom konischen Ende und die Helm-Form wirkt sich sofort kontraproduktiv aus.
Ich will nicht gemein sein, aber die Foto-Galerien einiger ungarischer Amateur Zeitfahr-Veranstaltungen sind einen Blick wert. Man sieht jede Menge falscher Kopf-Positionen und dazu fungiert die Spitze des Helms quasi als eine vertikale Flosse... Früher gab es einige Modelle, die mit einer Oberflächenstruktur ausgestattet waren, sodass ein Pfeifen den Fahrer warnte: "Hey Mann, halt den Kopf richtig!" Dieses Problem wurde dank der Helmform des CASCO SPEEDtime behoben; Ich kann zwischen zwei "erprobten und bewährten" Positionen beim Zeitfahren hin und her wechseln. Meine Grund-Körperhaltung war, meinen Kopf so weit wie möglich vor meine Schultern zu halten, die Augen nach vorne gerichtet. In dieser Position können Sie alles perfekt sehen, aber die Nackenmuskulatur wird irgendwann müde. Die andere Körperhaltung, die ich auf langen, geraden Strecken angewendet habe, war, meinen Kopf fast auf den Zeitfahren-Lenker abzusenken. Das ist eine sehr aerodynamische Position (und dient zur Lockerung des Halses), aber der Nachteil ist, dass das Sichtfeld eingeschränkt ist...
Bei einem traditionellen Helm sehe ich in der zweiten Position nichts außer den Asphalt vor dem Rad, aber der CASCO SPEEDtime funktioniert für einen sehr breiten Bereich. Ich konnte sogar mit dem abgesenkten Kopf nach vorne blicken und es begrenzten eher meine Augenbrauen als der Helm mein Sichtfeld. Dank der Helm-Form war die Aerodynamik in beiden Fällen optimal. Aber das gilt nicht nur für diese beiden Positionen; der Helm wurde so entwickelt, dass er jedem mit seiner ganz individuellen Kopfhaltung passt und gar ideal für Triathleten ist.
Da die ungarischen Zeitfahr-Meisterschaften in diesem Jahr bei einer glühenden Temperatur von 37 Grad stattfanden, war es wichtig, dass der CASCO SPEEDtime auch unter solchen heißen Bedingungen einen guten Dienst leistet. Ehrlich gesagt, machte ich mir Sorgen, dass der Helm beschlagen könnte und wie der Helm auf übermäßiges Schwitzen reagieren würde. Ich bin sicher, andere bewährte Gläser beschlagen. Während der Testphase und Vorbereitung im Vorfeld konnte ich in dieser Hinsicht keine Rennbedingungen simulieren; Konstant beschlagene Scheiben sieht man normalerweise nur während Rennen. Aber: Das große Visier hat den Test perfekt bestanden, und ich hatte nicht einmal den optional einsetzbaren vorderen Abzug geöffnet.
Es ist erstaunlich, dass ich nicht mehr schwitzte, als bei einem Helm mit vielen großen Lüftungsöffnungen - ich verstehe nicht wirklich warum. Die "Netz-Lösung " wie sie auch für einige Rucksäcke zum Einsatz kommt und im Falle des SPEEDtime dafür sorgt, den Kopf auf Abstand von der inneren Oberfläche des Helmes zu halten, kann verantwortlich hierfür sein. Wie ich oben bereits schrieb, ist es sinnlos, zu erwähnen, dass der SPEEDtime teuer ist (weil er es tatsächlich ist), aber diese winzigen Details, die den Helm auf ein professionelles Niveau heben, könnten ihr Geld Wert sein, wenn sich der Preisunterschied auf die Rennleistung auswirkt... Es ist vielleicht relevant für Triathleten, dass die trapezförmige Front-Öffnungen auch 180 km Zeitfahren komfortabel machen, insofern man 180-km Zeitfahren als komfortabel ansehen kann.
Meine einzige negative Erfahrung mit dem Visier war das gummibeschichtete Nase-Rücken-Teil. Ich konnte alles gut einstellen, sodass das Nasen-Rücken-Teil ganz nah war – und fast meine Nase berührte – aber es blieb nicht perfekt an seinem Platz. (In dem Moment als ich es abnahm, gab es überhaupt kein Problem mehr.) Das Visier ist ein bisschen schwer einzustellen, man braucht beide Hände um es hochzuschieben, aber normalerweise vermeidet man das ja während des Rennens. Mein Mittelfinger passte unter das Visier, um meine Nase schnäuzen zu können, aber ich musste das nicht oft tun, da ich persönlich während eines Zeitfahrrennens meine Nase ohne Hände schnäuze, um sie am Aerolenker zu lassen.
Ansonsten ist der SPEEDtime mit den neuesten, patentierten Technologien aus dem Hause CASCO ausgestattet. So ist das Einstell-System hervorragend; es kann nicht nur in der Höhe so eingestellt werden, dass der Helm an der gewünschten Stelle auf unserer Stirn sitzt, sondern kann auch entsprechend der Kopfgröße abgestimmt und angepasst werden, ohne dass man durch das vom Drehrad veränderbare Kopfband seitlich eingequetscht werden würde. Auch das CASCO-Loc-Verschlusssystem ist einzigartig; Es schließt sicher und das Öffnen ist überraschend einfach. Ähnlich wie bei anderen CASCO-Modellen, ist der SPEEDtime auch mit MyStyle Streifen ausgestattet, die separat in verschiedenen Farben erhältlich sind. So kann man beispielsweise seinen Helm in kürzester Zeit in Nationalfarben ausrüsten. Die Streifen dienen gleichzeitig auch als Reflektoren. Hier muss auch erwähnt werden, dass CASCO auch einen weniger professionellem Zeitfahrhelm, den SPEEDairo, anbietet. Er ist für Triathlon-Wettbewerbe geeignet und universeller einsetzbar. Ohne Visier unterscheidet er sich kaum von traditionellen Helmen, außer seinem hervorragend geringen Luftwiderstand.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich extrem zufrieden mit dem CASCO SPEEDtime war. Der fantastisch niedrige Luftwiderstand muss zu meiner Leistung an der Meisterschaft beigetragen haben, da mir kein Fehler unterlaufen ist, der meine Konzentration gestört hätte und es hat sich auch erwiesen, dass er perfekt anpassbar ist. Der Helm erfüllt alle Anforderungen, die man von professionellem Material erwarten kann.